Ich bat Sebastian Fitzek um ein Interview und er hat es mir tatsächlich gegeben :)
Sebastian Fitzek
Der
erfolgreiche Thriller-Autor Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin
geboren. Bis heute lebt er in der Hauptstadt, die auch Heimatort der
meisten seiner Erzählungen ist.
Seit
2006 schreibt Sebastian Fitzek Psychothriller, die allesamt zu
Bestsellern wurden.
Die
Bücher von Fitzek werden in 24 Sprachen übersetzt. Als einer der
wenigen deutschen Thrillerautoren erscheint Sebastian Fitzek auch in
den USA und England, der Heimat des Spannungsromans.
Facebook:
https://www.facebook.com/sebastianfitzek.de
Homepage:
http://www.sebastianfitzek.de/
Quelle: http://www.sebastianfitzek.de/presse
Das Interview:
Hauptberuflicher
Autor – oder gibt es noch einen „Brotjob“?
Ich
darf das große Privileg genießen, von meinen Büchern leben zu
können, aber man lässt mich hin und wieder noch als Berater in den
Radiosender 104.6 RTL, wo ich noch einen eigenen Schreibtisch
besitze. Die Arbeit im Sender ist so etwas wie ein Anker in der
Realität. Hier treffe ich auch die meisten verhaltensauffälligen
Menschen, die mich zu Psychothrillern inspirieren;)
Wie
sieht Ihr Alltag als Autor aus?
Zum
Glück gibt es keinen Alltag für mich. Sobald das Exposé
geschrieben und meine Recherche beendet ist, nutze ich einfach jede
freie Minute zum Schreiben. Allerdings gibt es ein Ritual: Vor jedem
größeren Abschnitt setze ich mich meistens ins Auto und fahre (mit
Molly) irgendwo Richtung Potsdam an einen See und denke das Kapitel
von A-Z nochmals genau durch. (Manchmal bin ich so in Gedanken
versunken, dass ich nur im Kreis fahre und die Hündin dabei
vergesse.)
Wie
kommen Sie auf die Ideen für Ihre Romane?
Ich
nehme sie aus dem Alltag. Ein Beispiel:
Die Idee zur Therapie kam
mir tatsächlich während ich in einem völlig überfüllten
Wartezimmer eines Arztes darauf wartete, dass meine Freundin endlich
wieder aus der Behandlung kommt. Als das nach einer halben Stunde
immer noch nicht der Fall war, begann mein Thriller-Hirn zu grübeln:
Was wäre, wenn dir jetzt alle sagen würden, sie wäre gar nicht
hineingegangen? Wenn Sprechstundenhilfe und Arzt behaupteten, heute
hätten sie meine Freundin noch nicht gesehen? Wenn auch die die
anderen wartenden Patienten mit dem Kopf schütteln würden? Welchen
logischen Grund könnte es dafür geben, dass sie fortan nie wieder
auftaucht? Nachdem ich diese Kernfrage gefunden und für spannend
befunden hatte, habe ich etwa ein Jahr lang nachgedacht. Danach hatte
ich ein Expose` mit einer (wie ich finde) schlüssigen Story
zusammen. Erst dann fing ich an, zu schreiben.
Wenn
ich richtig informiert bin, wurde gleich Ihr erster Roman, „Die
Therapie“, in ca. 20 Sprachen übersetzt. Was war das für ein
Gefühl, als die Anfragen aus den anderen Ländern, bezüglich der
Rechte kamen?
Das
war ein ebenso unwirkliches Gefühl, wie der Moment, als ich zum
ersten Mal jemanden in der U-Bahn mit meinem Buch in der Hand sitzen
sah. Man weiß nicht, ob man sich freuen darf, oder ob das ein Traum
ist, aus dem man in der nächsten Sekunde erwacht.
Gibt
es eine Romanfigur aus Ihren Büchern, die Ihnen am meisten ans Herz
gewachsen ist, von der Sie vielleicht auch sagen könnten:“ Hey, so
könnte ich auch sein, so könnte ich auch in der einen oder anderen
Situation reagieren und handeln“?
Die
Figuren, die mich besonders ans Herz gewachsen sind, erkennt man
daran, dass sie in meinen anderen Thrillern wieder auftauchen. Und da
mein Unterbewusstsein immer mein unkontrollierbarer Co-Autor ist,
steckt in jeder meiner Figuren auch ein Stückchen Fitzek. In den
Guten wie in den Bösen.
Am
Ende in „Der Therapie“ haben Sie Ihre E-Mail Adresse angegeben,
haben Sie es jemals bereut das getan zu haben, denn Sie sind ja
jemand, der wirklich auf jede eigegangene Mail antwortet. Über was
für eine Größenordnung an zu beantwortenden Mails reden wir?
Mittlerweile
sind es mehrere tausend Mails im Jahr und ich freue mich über jede
einzelne. Es dauert zwar von Buch zu Buch länger, sie zu beantworten
(und meine Antworten werden auch immer kürzer), aber das Feedback
der Leser gibt mir so viel Kraft und Inspiration, dass ich nur jedem
Autor raten kann: Verkriech dich nicht im stillen Kämmerlein, such
den Kontakt zu deinen Lesern! Erst heute bekam ich eine Mail von
einer Frau, die unter schweren Krebsschmerzen leidet und mit meinen
Büchern die Welt um sich herum für eine Weile vergisst. Ich hätte
nie gedacht, dass ein simpler Thriller eine so große Wirkung haben
kann. Dieses Lob hätte ich ohne die Veröffentlichung meiner
Mailadresse nie erhalten.
Sie
haben extrem viele Rezensionen zu allen Ihren Romanen - zum Beispiel
auf Amazon - bekommen. Viel mehr als alle anderen Autoren, ganz
gleich aus welchem Land sie stammen. Wie erklären Sie sich das?
Zum
einen weil Sie ein deutscher Schriftsteller sind, Ihre Geschichten in
Deutschland spielen, oder weil Ihre Geschichten so extrem spannend
und packend sind? Was denken Sie?
Ganz
ehrlich: ich weiß es nicht. Ich bin selbst erstaunt, dass meine
Bücher ganz offenbar irgendetwas an sich haben, dass die Leser sie
nach dem Lesen nicht einfach ins Regal stellen, sondern sich darüber
austauschen wollen. Und dass hierbei bislang die positiven
Rezensionen überwiegen freut mich natürlich umso mehr..
Wie
lange arbeiten Sie ungefähr an einem Buch?
An
einem Buch arbeite ich ungefähr ein Jahr. Dass ich 2008 einmal zwei
Bücher veröffentlich konnte lag daran, dass ich vor meiner
Erstveröffentlichung im Jahre 2006 einige Ideen auf Halde hatte. Als
ich dann erfolgreich wurde konnte ich in den ersten Jahren noch aus
dem Vollen schöpfen, doch diese Zeiten sind jetzt vorbei.
Schreiben
Sie nach Konzept oder eher einfach „drauf los“ ?
Ich
fertige immer ein 10-15 seitiges Exposé an, an das ich mich beim
Schreiben aber nicht immer so genau halte ;)
Wie
gehen Sie vor nachdem du eine Idee zu einer Geschichte hast?
Schreiben Sie chronologisch oder kommt es vor, dass Sie das Ende vor
dem Anfang schreiben?
Ich
schreibe nicht von A bis Z sondern in sich immer weiter ausdehnenden
Kreisen.
Das
heißt, ich springe manchmal von Kapitel Drei zu Kapitel Eins zurück,
um hier etwas zu überarbeiten, dann erst geht es mit Kapitel vier
weiter. Eben gerade ist mir auf S. 161 ein guter Prolog eingefallen,
also bin ich wieder zurück gesprungen.
Das
Ende aber schreibe ich immer zum Schluss.
Kennen
Sie das Ende ihrer Geschichte bereits, wenn Sie beginnen diese zu
schreiben oder entwickeln sich die Ideen dazu erst während des
Schreibprozesses? Ist es schon vorgekommen, dass Sie ihre Geschichte
zum Schluss hin erheblich geändert haben?
Ja
und Ja. Ich meine das Ende zu kennen, aber die Figuren entwickeln
beim Schreiben ein Eigenleben und das kann ich dann nicht mehr
kontrollieren, was auch Auswirkungen auf das Ende haben kann.
Woher
nehmen Sie die Inspiration für Ihre Geschichten, z.B. bei der um den
zehnjährigen Simon Sachs in „Das Kind“, der behauptet, bereits
gelebt zu haben und ein Mörder gewesen zu sein?
Die
Idee ergab sich aus einem Streit mit meiner besten Freundin.
Sie
sagte nämlich, dass sie sich bei einem Frankreich-Urlaub mit ihren
Eltern beim Besuch eines Marktplatzes daran erinnert habe, dort schon
einmal gewesen zu sein. Damals war sie sieben Jahre alt und der
Marktplatz war der, auf dem Johanna von Orleans auf dem
Scheiterhaufen verbrannt worden war. Ich sagte: „Na klar, ist doch
komisch. Weshalb sind alle Leute, die sich an ihr früheres Leben
erinnern können eigentlich immer so verdammt wichtig gewesen? Und
wieso sagt eigentlich kaum einmal jemand etwas Negatives über sich.
Wie zum Beispiel: Ich war ein Serienmörder…“ Und damit war die
Grundidee geboren.
Wie
entwickeln Sie die Charaktere eines Romans?
Ich lege vor dem Schreiben in knappen Stichpunkten die wesentlichen Merkmale meiner Figuren fest. Und dann sehe ich zu, wie sie beim Schreiben ein Eigenleben entwickeln und mich immer wieder selbst überraschen.
Ich lege vor dem Schreiben in knappen Stichpunkten die wesentlichen Merkmale meiner Figuren fest. Und dann sehe ich zu, wie sie beim Schreiben ein Eigenleben entwickeln und mich immer wieder selbst überraschen.
Haben
Sie auch mal Schreibblockaden? Wenn ja, wie gehst du damit um? Wie
schon gesagt, ich wechsele zu einem Kapitel, auf das ich mich schon
vor Beginn des Romans gefreut habe. Manchmal schreibe ich auch
einfach nur weiter. Schreibblockaden sind wie ein Krampf in der Wade.
Man bekommt sie am besten mit Gegendruck weg.
Zum
Schluss noch eine Frage, die man einem Psycho-Thriller-Autoren
einfach stellen muss: Wie schaffen Sie es, sich derart brutale und
abscheuliche Tötungsmethoden auszudenken? Bekommen Sie da nicht
manchmal Angst vor sich selbst? Nein, Angst habe ich eher vor
den Lesern, die mir ja sogar noch Geld dafür geben, dass ich sie
ängstigen darf;)
Ganz tolle Antwort von Herr Fitzek auf die letzte Frage! Das habe ich mich nämlich schon OFT gefragt ;P Vielen lieben Dank für das Interview! Echt interssant und freu mich schon sehr auf das neue Buch im nächsten Monat.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Tina
Ja, die letzte Frage finde ich auch wirklich super! Aber er ist total der Typ dafür solche Antworten auf solche Fragen zu geben, ich mag ihn total.
LöschenDas Buch? Waaah, auf das warte ich schon seit Monaten :D Hehe..
Danke für deinen Kommentar!
So ein symphatischer Autor! Unglaublich ♥ Schönes Interview!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße, Vivi
Ja, ich finde auch!
LöschenIch war bei einer Wohnzimmerlesung von der Noah-Lesung und das war unglaublich. Wie nah er an den Lesern und seinen Fans ist und wie unglaublich natürlich dieser Mensch ist...Toll!
Danke! <3
Ein wunderschönes Interview! Ich habe bisher noch keins seiner Bücher gelesen, weil ich nicht gerne Thriller lese, aber er ist wirklich sehr sympathisch und offen, kein Wunder, dass seine Fans ihn so sehr lieben. Die Antwort auf die letzte Frage ist klasse. :D
AntwortenLöschenDanke für das tolle Interview :)
Ganz liebe Grüße <3
Kim
Wenn ich nicht so ein Angsthase wäre, dann würde ich seine Bücher lesen. Er wirkt echt sympathisch. Total tolles Interview.
AntwortenLöschenAußerdem habe ich dich nominiert ;)
http://denises-lesewelt.blogspot.de/2014/09/award-liebster-award-discover-new-blogs.html
LG